in Serpentinen hinab ins Tal

TAGEBUCH
DURCH DIE MITTE MAROKKOs
rot: Unsere Strecke
Mo 24.02.2020 

Einen großen Teil der heutigen Fahrstrecke kennen wir bereits. Es macht also keinen Sinn, alle Stationen nochmals anzufahren. So schlagen wir die direkte Straße nach Erfoud ein. Unterwegs begegnen uns unzählige, meist wohl alte Renault R4. Alle wollen zum Wüstenrennen 'L4-Trophy'. Da wird rund um die Erg Chebbi was los sein. Gut, dass wir heute abgefahren sind!
Ohne großen Halt fahren wir durch bis Tinerhir. In der Ferne sehen wir die ersten Schneefelder des Hohen Atlas. In der Stadt können wir (wie schon im letzten Jahr) erstmals wieder mit der MasterCard tanken. Wir füllen die Tanks, damit wir in den nächsten Tagen bei der Fahrt über den Hohen Atlas keine Probleme bekommen. Danach geht es noch die wenigen Kilometer zum Parkplatz nach der Todhra-Schlucht. Hier stellen wir unser Auto in 1446m üM ab und schreiten die beeindruckende Schlucht mit den bis zu 300m senkrecht abfallenden Bergflanken zu Fuß ab. Jetzt, nachdem die Sonne hinter den Bergen im Westen verschwand, sind die Kontraste zwischen den von der Sonne bestrahlten und den im Schatten liegenden Felsen nicht mehr so hoch; die Felsformationen dürften auf den Fotos wohl besser zur Geltung kommen. Wir unterhalten uns noch mit Kerstin und Olaf, die mit ihren Kindern schon länger unterwegs sind.
Di 25.02.2020
Wir durchfahren die kurvenreiche Schlucht in Richtung Norden. Die Felsformationen sind zwar nicht mehr ganz so spektakulär, doch in ihrem ständigen Wechsel sehr beeindruckend. Auf der engen Straße mit oft steilen Abhängen zur Talsohle wechseln sich bessere mit schlaglochgesäumten Abschnitten ab. Bei Gegenverkehr muss meist eines der Fahrzeuge in den staubigen und abfälligen Schotterrand ausweichen. Nach 52 km stetiger Bergfahrt erreichen wir auf 2669m die Passhöhe Col du Tirherhouzine. Hier oben weht trotz Sonnenschein ein böiger eiskalter Wind und am Straßenrand liegen noch vereiste Schneereste. Die Straße führt uns hinab in ein Hochtal auf etwa 2200m üM. Staubige Lehmdörfer und bestellte, schon grüne Felder und Baumplantagen zeigen uns an, dass wir wieder in besiedelte Landstriche kommen. Für die Nacht wählen wir ein Plätzchen am Kiesstrand des Lac de Tislit, der im Sonnenlicht tiefblau leuchtet. Ein eisigkalter Wind weht aber auch hier; ohne Jacken läuft hier nichts!
Mi 26.02.2020 Die Wettervorhersage hat für unseren Standort auf 2200m und die heutige Nacht -1°C angesagt. Beim Aufstehen ist es deshalb auch noch recht frisch, aber die Sonne heizt schnell alles auf, zumal der Wind nachgelassen hat.
Nach einem steilen Aufstieg zur Passhöhe auf 2330m üM folgen viele Auf-undAb-Schaukeln im Bereich zwischen 1500 und 1900m. Es will einfach nicht nach unten gehen! Die Straßen sind bestens und die Landschaft grandios. Nach jeder Kurve oder Kehre bieten sich neue Ausblicke auf diese Bergwelt und weite Täler. Steile Serpentinen-Abfahrten wechseln sich mit langgezogenen Talquerungen ab. Die kahle Steinwelt des Atlas wechselt immer wieder zu grünen Ackerflächen in den Senkungen. Dazwischen immer häufiger Lehmdörfer und Neubau-Siedlungen mit Beton und Ziegeln.
Nach über 100km erreichen wir schließlich die 1000m-Höhen-Marke. Ein besonderes highlight des heutigen Tages ist wohl unsere Fahrt mitten durch einen quirligen, durch die ganze Ortschaft führenden Straßenmarkt in Aghbala. Dass wir hier ohne Blessuren durchkommen, grenzt fast schon an ein Wunder! Trotzdem dauert es noch weitere 30km bis wir den Ort Khenifra erreichen. Im Carrefour kaufen wir ein und lassen den Luftfilter des Unimog vom Staub der letzten Tage reinigen (wie schon im letzten Jahr!). Es hat sich gelohnt, die Leistung des Motors hat sich deutlich verbessert. Da auf der Strecke in Richtung Meknes in unseren Unterlagen keine Camps verzeichnet sind, entscheiden wir uns zur Weiterfahrt bis zur Königstadt Meknes. Hier finden wir direkt an der Stadtmauer einen Stellplatz, von dem aus wir zu Fuß die Stadt besichtigen können. Noch vor Einbruch der Dunkelheit machen wir uns zur ersten Besichtigungsrunde auf den Weg.
Do 27.02.2020
Wir streifen heute durch Meknes. Am Vormittag erkunden wir die Medina und haben Mühe, in dem Gewirr von Gassen uns Durchgängen nicht in den engen Hauseingängen zu landen. Hinzu kommen die staubigen, teils verdreckten und durch Bauarbeiten verengte Durchgänge in den oft nur wenige Meter breiten und mit Verkaufsbuden gesäumten Wegen. Wer hier wohnt, braucht einen guten Orientierungssinn!
Der Nachmittag ist für einen Besuch des endlos scheinenden Marktes reserviert. Nichts, was es hier nicht gibt! Auch hier im überdachten Marktbereich enge Labyrinth-Wege, an denen sich beidseitig Verkaufsstand an Verkaufsstand reiht und im Freien die vielen Händler, die ihre Waren über die ganze Straßenbreite feilhalten und lautstark anpreisen. Große Menschenmengen drücken sich durch die Gassen und wühlen in den angebotenen Textilwaren. Auch an Haushaltswaren, Süßigkeiten und Obst fehlt es nicht. Metzger bieten allerlei Fleisch, Innereien und selbst Kuhbeine an. Hühner und Hasen können lebend gekauft werden. Alle Händler wollen hier Geschäfte machen und feilschen um die Preise.
Müde kehren wir zum Wohnmobil an der großen Mauer zurück und erholen uns für die morgige Weiterfahrt.
Fr 28.02.2020
Die ersten 50km der Straße waren kein Vergnügen. Alle paar Meter waren Kanalrohre verlegt und die Baugruben nur provisorisch aufgefüllt. Bei solchen Straßenverhältnissen kommt kein anständiger Schnitt zustande. Danach jedoch ist die Straße zumeist gut ausgebaut und wir erreichen durch diese riesige grüne, landwirtschaftlich genutzte Ebene mit weidenden Kühen, Eseln und Schafen entlang der Bahnstrecke Asilah.
Der Kreis unserer Rundreise durch Marokko ist damit geschlossen. Von hier entlang der Küste bis Guelmim, nach Osten in die Wüste und durch die Todhra-Schlucht über den Hohen Atlas zurück.
Wir fahren diesmal den Campground in Asilah an, da der volle Service hier nur wenig mehr kostet als das Abstellen des Wohnmobils am Strand ohne jeglichen Service. Und wer ist schon am Platz? Jutta+Lothar und Mini+Gerhard hatten die selben Gedanken und sich schon einen Platz hier gesucht. Den Abend verbringen wir gemeinsam und haben uns viel zu erzählen.
Sa 29.02.2020
Zum Abschied aus Marokko ist es stark bewölkt und windig. Über die Landstraße steuern wir Tanger an, füllen unterwegs unsere Dieseltanks und besorgen uns am Fährhafen Tanger CIT die Tickets für die FastFerry nach Tarifa. Über den Preis sind wir allerdings mehr als überrascht! Für die etwa einstündige Überfahrt zahlen wir grob die Hälfte des Fährpreises von Genua nach Tanger, wobei wir dort während der 48stündigen Passage eine 3-Bett-Aussenkabine nutzen konnten.
Um 13:00h kommt Bewegung in die Reihe der wartenden Fahrzeuge. Die Passkontrolle, die Kontrolle der Fahrzeugausfuhr und der X-Ray-Scan, mit dem blinde Passagiere etc. entdeckt werden sollen, verliefen problemlos. Bis dann an der abschließenden letzten Kontrolle vor dem Boarding und Verlassen des Landes einem Grenzbeamten auffiel, dass auf unserer schon seit Jahren am Aufbaukoffer angebrachten Weltkarte zur Darstellung unserer Reiseziele und Unimogtouren eine Grenze zur WestSahara dargestellt ist. Wir schlugen vor, diese Grenze mit Klebeband abzudecken; dies wurde jedoch nicht akzeptiert. Wir mussten seitlich aus der Autoreihe fahren und eine ganze Gruppe Grenzer macht sich nun mit Taschenmesser, Schraubendreher und Leatherman-Werkzeug daran, ganz Marokko aus unserer Weltkarte auszukratzen. Dass dabei nicht nur die Karte, sondern auch der Lack und das Polyesther-Aussengewebe der Kabine beschädigt wurden, konnte nicht ausbleiben.
Nach der Löschung Marokkos aus unserer Weltkarte konnten wir dann die wenigen Meter zur Schnellfähre nach Tarifa weiterfahren.

Durch diesen unfreundlichen Akt haben törichte und überhebliche marokkanische Grenzbeamte Marokko nicht nur auf der Karte sondern auch in unseren guten Erinnerungen gelöscht! Schade für die vielen freundlichen Leute, die wir unterwegs getroffen hatten!